Hallo Ingo,
So ist mein Hinweis auf die Unzahl möglicher Arten auf fruchtbaren Boden gefallen! - Antwiki wird hauptsächlich von Amerikanern (und einem Australier) betrieben. Die stützen sich auf Literatur und haben kaum direkte Kenntnis der europäischen Ameisenfauna. Es ist richtig, dass L. brunneus Laubbäume gegenüber Nadelbäumen bevorzugt, im Freiland, im Wald. Bei uns ist sie daneben auch gerne in Parks und Gärten, auch ohne hohen Bewuchs. Nester leider auch in Gebäuden, siehe Beiträge dazu in unserem Forum. Bei mir im Garten beläuft sie auch eine große Waldkiefer.
Lasius-Arten nach Fotos zu bestimmen, ist fast unmöglich. Zuerst müsste man das Hinterende scharf sehen können: Um den After sitzt bei den Formicinen ein Borstenkranz (Acidoporus). Der Rest ist dann überwiegend die Beurteilung von Borsten an bestimmten Stellen der Beine und Fühler. Fehlt der Acidoporus, gehören die Tiere zu einer anderen Unterfamilie!
Ich bin jetzt 80, und beschäftige mich mit Tieren, v.a. Insekten, und in der Forschung mit Ameisen seit ca. 1960. Inzwischen wurden zahlreiche Arten umbenannt, aufgespalten und neu beschrieben. Ich habe immer größere Probleme, schon deutsche Arten einiger großer Gattungen sicher zu bestimmen. Dazu gehört auch die Gattung Lasius, abgesehen von ganz wenigen eindeutig erkennbaren Arten.
Moderne Bestimmungsliteratur, z. B. B. Seifert (2017) „The Ants of Central and North Europe“, verlangt akribische Messungen an sorgfältig aufgeklebten Individuen (immer mehrere pro Kolonie!), Berechnung von Indices (z. B. Länge des Fühlerschafts : Kopfbreite), Gemessen unter 80 bis 200-facher Vergrößerung (so ein teures Mikroskop kann sich nicht jeder leisten), oft statistische Berechnungen, und dann werden immer häufiger auch Kreuzungsprodukte verschiedener Arten entdeckt. Das ist sogar mir zu aufwendig, etliche Stunden zu investieren, nur um den Namen einer Art zu ermitteln. Es lohnt nur, wenn es wirklich notwendig ist, den exakten Namen zu haben, etwa wenn es sich um einen lästigen/ schädlichen Befall handelt, oder wenn man über die Lebensweise einer Art forschen möchte.
Ein Beispiel ist eine neue Revision der paläarktischen Gattung Lasius:
http://soil-organisms.org/index.php/SO/ ... ew/119/110 Das ist nicht nur für Hobby-Myrmekologen geradezu abschreckend!
Viele Grüße,
Ihr A. Buschinger